Diesmal stelle ich eine aussichtsreiche Miniwanderung in der Umgebung des Brotjacklriegels vor. Der Brotjacklriegel mit seinen 1011 Metern Höhe ist sonntags ein vielbesuchter Ausflugsberg mit Aussichtsturm und dem wunderschön gemachten Sonnenwald-Erlebnispfad. Abseits dieses vielbesuchten Ziels ist es aber auch schon wieder vorbei mit dem Trubel.
Ausgangspunkt für die Wanderung ist Ölberg, ein kleines Dorf, das am Fuße des Brotjacklriegels liegt.
Ich parke also in Ölberg, dessen Ortstafel den Namen allerdings so schreibt: Oelberg. Wahrscheinlich hat die Ortstafeldruckerei kein „Ö“ im Angebot gehabt.
Ich gehe durch Ölberg Richtung Bradlberg / Simmetsreuth. Nach wenigen Minuten liegt Ölberg hinter mir und ich komme an einer dunklen Königskerze (Verbascum nigrum) vorbei. Neben der gelb-violett blühenden Königskerze lockt der Tief- und Weitblick, der wegen der Wetterlage bis zu den Alpen reicht.
Der Wanderweg verlässt die Landstraße nach rechts auf eine Wiese. In Erwartung dessen, dass ich gleich die knapp 200 Meter Höhenunterschied im rechten Winkel zu den Höhenlinien überwinden werde, gönne ich meinen Füßen eine Pause und raste schon mal auf der ersten Bank am Waldrand.
Im schönen Buchenwald raschelt das Laub unter den Füßen.
Kurz mal orientiert, wo es weitergeht? Ah! Dem rot-weißen Absperrband Richtung Waldrand folgen.
Dort wartet ein kleiner, von der Natur eingerahmter Ausblick.
Weiter geht´s. An Binsen vorbei, deren Innenleben man früher als Kerzendocht verwendet hat. Seltsame Tiere lauern hier. Könnte ein Salamander sein. :-)
Es dauert nicht lange, und der raschelnde Wald öffnet sich auf eine Lichtung hin. Wieder mit Bank.
Nun geht’s am schönen Waldrand mit Blick auf die nahe und ferne Landschaft weiter. Ich bin ganz begeistert von der Idylle und dem Blick.
Rechts höre ich einen Bach rauschen, sehe ein einsames Gehöft, an dem ich später vorbeikommen werde.
Der Wanderweg führt weiter am Waldrand entlang und ich entdecke Gänseblümchen. Danach biege ich in einen unmarkierten Wiesenweg ein, wandere an Feldgehölzen vorbei und überquere ein kleines Bächlein. Das Einzelgehöft habe ich dabei fest im Blick.
Das Weglein steigt am Waldrand bergan bis ich die Zufahrtsstraße zu dem Gehöft erreiche. Dort wende ich mich nach links dem kleinen Dorf Prünst zu.
Nach dem alten Bauernhaus erreiche ich den tiefsten Punkt der Wanderung. In einer halben Minute bin ich auch schon wieder aus Prünst hinaus und folge einem geschotterten, kurvigen Wiesenweg Richtung Liebmannsberg.
Der Schotter ist teilweise schon so fest gefahren, dass er gut zu begehen ist. Plötzlich duftet es würzig nach Thymian. Mmmh! Reicht das guuuut!
Ich bleibe stehen und suche den wilden Thymian, zerreibe ihn zwischen den Fingern und schnuppere daran. Daneben wächst eine wunderschöne Wolfsmilch.
Vor ihr gehe ich zwar nicht ehrfürchtig, aber doch in die Knie, um sie zu fotografieren.
Und auch Ehrenpreis und intensiv rosa blühende wilde Nelken ziehen mich so in ihren Bann, dass ich den geschotterten Wiesenweg vergesse.
Der Weg wird wieder flach. Noch einmal streife ich ein einsam stehendes Haus und wieder umgarnen mich Bäume auf der einen Seite und Adlerfarn in Massen auf der anderen.
Wo der bis zu eineinhalb Meter hohe Adlerfarn wächst, wächst bald nichts anderes mehr. Und als Futter für die Kühe taugt er auch nicht.
Wer schon mal auf La Palma war, kennt die Speise „Gofio„. Das wurde früher nicht aus Mais, sondern aus den Wurzeln des Adlerfarns hergestellt. Wolf-Dieter Storl schreibt, dass der Wurzelstock des Adlerfarns bis zu 60 Meter lang wird und etwa 1.500 Jahre alt werden kann! Eine enorme Leistung!
Wieder plätschert ein kleines Bächlein neben dem Weg.
Von nun an geht’s eine Weile bergauf. Der Waldweg wechselt zu einem Wiesenweg, an dem kunterbunte Blumen blühen: gelbes Habichtskraut, blaue Flockenblumen, blühende Wolfsmilch und weiße Blümelein.
Auf einer geteerten Zufahrtsstraße zu dem Haus laufe ich am Waldrand nach oben. Dabei bestaune ich die violette Witwenblume. Warum die wohl „Witwen“-Blume heißt?
Hinter einer Linkskurve zweigt der Weg erneut in den Wald hinein ab. Ein weicher Waldweg zieht fast eben am Hang entlang durch schönen Mischwald.
Kleine Wässerchen fließen den Hang herunter. Kurz macht es eine artenarme Fichtenmonokultur dem Bodenleben schwer, so dass eine krautige Vegetation fehlt. Trotz Artenarmut leuchtet mir ein Schleimpilz entgegen.
Danach geht’s im Wald weiter bergauf. Immer wieder gibt es kleine Ausblicke.
Ich wundere mich, wo hier früher an den entlegensten und verstecktesten Stellen Häuser gebaut worden sind und frage mich, wie die Leute das im Winter machen? Ob da der Schneeräumdienst kommt?
Wenn ich mir vorstelle, dass Schnee liegt, kommt mir der Weg relativ steil vor. Vielleicht wurden die Häuser auch verkauft und dienen nur mehr als Wochenendhäuser, die im Winter nicht bewohnt sind?
Ich verlasse den Wald.
Es folgt ein Schlussanstieg am Waldrand, begleitet von einem kleinen Graben mit munter sprudelndem Wasser und Blick über eine Wiese auf das Alpenpanorama.
Zwei Bänke laden zum sitzen und gucken ein. Noch ein paar Meter und schon bin ich wieder in Ölberg. Den Schlussakkord bildet dann die Aussicht auf das Gebirge in der Abenddämmerung.
Fazit: Von der Länge her ist es eigentlich ein Spaziergang. Allerdings sind knapp 200 Höhenmeter zu überwinden, sodass es auch als Wanderung durchgehen könnte. Mir hat´s gefallen, obwohl es unspektakulär daherkommt. Die überraschenden Ausblicke waren einfach toll! Natürlich hat man nicht immer den Alpenblick.
Überblick über die Details zur Wanderung bei Ölberg
Streckenlänge: ca. 4 1/2 km.
Gehzeit: 1 1/2 Stunden
Wanderkarte: siehe auch am Ende des Artikels
Wanderkarte zum Ausdrucken: siehe unten
Parken / Ausgangspunkt der Wanderung: 94508 Ölberg, St 2134. Im Dreieck zwischen Schöfweg, Grattersdorf und Zenting liegt Ölberg auf der Strecke zwischen Langfurth und Simmetsreuth. Ölberg befindet sich am Fuß des Brotjacklriegels.
Wanderparkplatz bei der Wandertafel beim ehemaligen Cafe Wimmer.
(Navi: Ölberg 22, 94508 Schöllnach)
Markierungen:
Beim Wanderparkplatz in Ölberg beim ehemaligen Cafe Wimmer: runde rote 39 ins Dorf und dann hinaus – Nach Ölberg steil bergab rote 39 – Unten Wiesenweg ohne Markierung bis Prünst – bis kurz vor Liebmannsberg rote 58 / Richtung Liebmannsberg – bis Ölberg rote 48 / Richtung Ölberg
Wegbeschreibung für die Wanderung bei Ölberg am Fuße des Brotjacklriegels:
Wanderabschnitt Ölberg – Prünst
Vom Wanderparkplatz in Ölberg führt neben dem Cafe die Wanderweg-Markierung rote 39 nach unten, auf einer nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegebenen Straße. Unten an der Straße dann links mit dem Verkehrsschild Richtung Bradlberg.
Auf der Straße aus Ölberg hinauswandern. Nach wenigen, aussichtsreichen Metern trifft man rechts auf Gehölze. Hier zweigt die rote 39 nach rechts unten ab. Sie führt anfangs steil am Waldrand entlang, kurz danach in den Wald hinein.
An der nächsten Abzweigung gibt es mehrere Wege. Hier nach rechts (eventuell auf rotes Absperrband am Ast als Markierung achten). Man geht auf eine Lichtung zu. Vor dieser zweigt im Wald der Weg nach links ab. Ab hier ist es wieder besser markiert.
Man erreicht einen Waldrand mit Wiese, geht am Waldrand geradeaus nach unten. Rechts sieht man über Wiesen hinweg in einiger Entfernung ein einzelnes Gehöft. Der Weg macht am Wald eine 90-Grad-Linkskurve. Dort, wo die Kurve ausläuft, zweigt rechts ein unmarkierter Feldweg eben ab. Diesen nehmen. Man läuft jetzt parallel oberhalb einer Landstraße.
Der Wiesenweg geht wieder in einen Waldrandweg über und führt leicht bergauf. Rechts oben sieht man das Gehöft, das wir vorhin schon gesehen haben. Der Weg trifft auf eine T-Kreuzung, die asphaltierte Zufahrtsstraße zum Gehöft. Hier wendet man sich nach links unten.
Schon wenige Meter weiter befinden wir uns im winzigen Dorf Prünst. Man streift auf der linken Seite ein altes, saniertes Bauernhaus. An diesem gehen wir rechts vorbei nach unten und treffen auf die Hauptstraße, an der wir uns wieder rechts halten.
Wanderabschnitt Prünst – Liebmannsberg
Unmittelbar nach dem letzten Haus zweigt nach rechts (leicht ansteigend) ein Weg mit dem Hinweis „Richtung Liebmannsberg“ und rote 58 ab. Diesem Weg zuerst über Wiesen, dann durch Wald und dann wieder über Wiesen folgen. Dabei wechseln sich Ebenen und leichte Anstiege ab.
Man erreicht noch einmal ein paar Häuser. Auf deren Zufahrtsstraße geht es immer noch der Markierung folgend einige hundert Meter nach oben.
Wanderabschnitt Liebmannsberg – Ölberg
Nach einer deutlichen Linkskurve zweigt rechts ein markierter Waldweg ab. Diesem Wanderweg mit der roten 48 „Richtung Ölberg“ bis nach Ölberg folgen. In der Summe steigt man bergan, auch wenn es dazwischen immer wieder eben dahin geht.
Man erreicht wieder die Straße von Ölberg. Dafür überquert man die Straße und geht dann weiter geradeaus (also die mittlere der drei möglichen Straßen / Wege nehmen) bis man am Ausgangspunkt zurück ist.
Tiefster Punkt: um die 570 Meter über NN
Höchster Punkt: um die 750 Meter über NN
Weitere Wanderungen in der Nähe:
- Aussichtsreich abseits viel besuchter Wanderrouten führt die Wanderung bei Zenting im Sonnenwald rund um den Stierberg.
- Eine tolle Wanderung in lauschige Täler und auf einen Bergsporn mit der Burg Ranfels ab Zenting.
- Ein gemütlicher und aussichtsreicher Spaziergang im Sonnenwald, bei dem man sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen kann, aber schon in der Nähe des Lallinger Winkels, bei Grattersdorf.
- Von nun an geht´s bergauf! Zu Besuch bei dem verwunschenen Schlossfräulein auf dem Büchlstein.
Wanderkarte
Die Wanderkarte mit GPX-Daten von dieser Tour gibt es bei outdooractive.